0.20 - Zeit des Sturms by Andrzej Sapkowski

0.20 - Zeit des Sturms by Andrzej Sapkowski

Autor:Andrzej Sapkowski [Sapkowski, Andrzej]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Fantasy/Sci-Fi
ISBN: 9783423426091
Herausgeber: Deutscher Taschenbuch Verlag
veröffentlicht: 2015-02-19T23:00:00+00:00


Sie kamen an eine Weggabelung. Die nach Westen führende Straße, die einer Senke folgte, war von Rädern und Hufen zerwühlt; dorthin waren offensichtlich die Wagen der Zimmerleute gefahren. Dorthin wandte sich auch die Kompagnie. Geralt ging hinter Frigas Pferd, mit einem Strick an ihren Sattelknauf gebunden.

Das Pferd des voranreitenden Shevlov schnaubte und bäumte sich auf.

Am Hang der Senke flammte plötzlich etwas auf, begann zu leuchten und wurde zu einer milchig opaleszierenden Kugel. Die Kugel verschwand, in ihrer Mitte aber erschien eine sonderbare Gruppe. Mehrere einander umarmende, miteinander verflochtene Gestalten.

»Ki diabe?«, fluchte Feuerhaken und schloss zu Shevlov auf, der sein Pferd zu beruhigen versuchte. »Was ist das?«

Die Gruppe teilte sich. In vier Gestalten. Einen feingliedrigen, langhaarigen und etwas verweichlichten Mann. Zwei langarmige, krummbeinige Riesen. Und einen buckligen Zwerg mit einer großen Armbrust mit zwei Stahlbögen.

»Buueh-hhhrrr-eeeehhh-bueeeeh! Bueeh-heeh!«

»Zu den Waffen!«, schrie Shevlov. »Zu den Waffen, Leute!«

Es schnappte erst eine, gleich darauf die zweite Sehne der großen Armbrust. Shevlov, in den Kopf getroffen, starb sofort. Feuerhaken blickte, ehe er aus dem Sattel fiel, einen Moment lang auf seinen Bauch, durch den der Bolzen glatt hindurchgegangen war.

»Drauf!« Die Kompagnie zog wie ein Mann die Schwerter. »Drauf!«

Geralt hatte nicht vor, tatenlos den Ausgang des Treffens abzuwarten. Er formte mit den Fingern das Zeichen Igni, brannte die Schnur durch, die ihm die Hände fesselte. Er packte Friga am Gürtel, riss sie zu Boden. Er selbst sprang in den Sattel.

Etwas blitzte blendend hell, die Pferde begannen zu wiehern, sich aufzubäumen und mit den Vorderhufen in die Luft zu schlagen. Ein paar Reiter fielen, die Getretenen schrien. Frigas graue Stute scheute gleichfalls, ehe der Hexer ihrer Herr wurde. Friga sprang auf, sprang, verkrallte sich in Zügel und Zaumzeug. Er stieß sie mit einem Fausthieb zurück und trieb das Pferd zum Galopp an.

Über den Hals des Tiers gebeugt sah er nicht, wie Degerlund mit den nächsten magischen Blitzen die Pferde scheu machte und die Reiter blendete. Wie Bue und Bang sich brüllend auf die Reiter stürzten, der eine mit einer Axt, der andere mit einem Breitschwert. Er sah nicht das Blut spritzen, hörte nicht die Schreie der Gemetzelten.

Er sah nicht, wie Escayrac starb und gleich darauf Sperry, beide von Bang wie Fische plattgedrückt. Er sah nicht, wie Bue Floquet mitsamt dem Pferd umwarf und wie er ihn dann unter diesem Pferd hervorzog. Aber den brechenden Schrei Floquets, den Schrei eines geschlachteten Hahns, hörte er noch lange.

Bis er die Straße verließ und sich in den Wald schlug.



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